LRS Jahresfortbildung

Unsere Kolleginnen teilen ihre vielfältigen Erfahrungen aus der Weiterbildung mit Frau Seyed-Nassir.

 

Unser Fazit: Was habe ich übernommen? Wie verändert sich mein Unterricht unter dem Konzept des sprachwissenschaftlichen Herangehens an den Schriftspracherwerb in Bezug auf Kinder mit einer LRS?

K. D.:

Da ich vorrangig die Kinder im SAPH-bzw. JÜL-Bereich unterrichte, hat für meinen Unterricht die Erkenntnis zum „Finden der betonten Silbe“ im Wort im Gegensatz zum einfachen Silbenklatschen eine Grundbedeutung erhalten. Der körperliche Einsatz beim Sprechen in Silben, bei dem die Kinder mit der betonten Silbe „in die Knie gehen“, bereitet uns oft besonderen Spaß. Im Zuge dessen werden die Vokale in ihrer Länge bestimmt und der „Schwa-Laut“ benannt. Hierzu hilft das versteckte Tafelbild an der Wand, wo ich mittels Klettverschluss verschiedene Plakate aus dem LRS-Kurs aufhängen kann.

Diese Übungen versuche ich als „tägliche Übung“ zu Beginn jeder D-Rs/Gr-Stunde zu etablieren. Unterstützend nutze ich Übungen aus dem Werk „Hörtraining zur Entwicklung der phonologischen Bewusstheit“ von Hans-Werner Hollbach (Verlag für lerntherapeutische Medien, 1999).

Die Aufmerksamkeits- bzw. Konzentrationsprobleme und die Motivation der Kinder sind immer wieder situationsbestimmend und nicht zu unterschätzen. Manchmal wirken die Übungen einend und wir haben gemeinsam Spaß. Manchmal befördern sie ein lautes und quirliges Durcheinander, sodass nicht wirklich jeder zum Erfolg kommt. Aber der Unterricht hat nach meiner Einschätzung an Struktur, Bewegung und Erfolgserlebnissen für die Kinder gewonnen. Nicht zuletzt finden die Kinder mit LRS einen besseren Zugang zum Lesenlernen und zum „Deutsch-Schulunterricht“.

K G.:

Vieles gleicht sich, was die Schwerpunkte in meinem Unterricht prägt, wenn ich über meine sehr heterogene Klasse nachdenke, mit den stetig wechselnden Förderbedarfen, im Spektrum von Klassenstufe 1-6. Da die Schüler*innen oft zwischen zwei und acht Wochen bleiben, selten auch 12 Wochen, bleibt stets die Herausforderung greifbare und gemeinsame Lernerfolge zu schaffen. Rituale werden sehr dankbar angenommen und so beginne ich immer mit dem lauten Lesetraining. Neu einbinden, konnte ich dabei das lustige Lesespiel, wobei ich unter Zeitvorgaben und meinem Zeigen, die Kinder Silbenteppiche mit „Nonsenswörtern“ laut vorlesen lasse. (Inspiriert durch das Lehrwerk: „Flüssig lesen lernen mit Speedy“ von Ch. Röber).

IMG_5525IMG_5527

Das sorgt regelmäßig für Lacher, v.a., wenn die Kinder mir Silben zeigen, und ich sie schnell vorlesen muss. Hier kann auch ein Kind glänzen, was noch Probleme in der Silbensynthese hat. Auch sinnentnehmendes Lesen ist erst einmal dabei zweitrangig, was viele meiner Schüler*innen entlastet, da sie einen DAZ-Hintergrund mitbringen. Eine wichtige Erkenntnis für mich war, wie zentral die Wahrnehmung des Sprachrhythmus ist. Da gerade die Leseschwierigkeiten der Kinder sehr ausgeprägt sind, hat sich meine Materialsammlung für differenzierte, spielerische Unterrichtsangebote durch die Fortbildung sehr erweitert und ich konnte einige schon ausprobieren, die ich gerne einsetze. Für die Unterscheidung von anfangsbetonten und unbetonten Wörtern ist das „Silbenbögen-Memory“ großartig, was auch bis Klasse 3 sehr gut angenommen wird. Zusammen mit den Kindern dieses Material zu erstellen, fördert gleichzeitig die Feinmotorik;-)

Sehr beliebt ist auch das „Schwa-Laut-Bingo“, bei dem eine Sensibilisierung für die Wortendungen hervorragend entsteht. IMG_5526

Für die Klassenstufen 4-6 habe ich das Plakat zum Dehnungs-h und den dazugehörigen Arbeitsblättern als sehr praktisch erlebt, da die Schüler*innen in relativ kurzer Zeit  ein Regelverständnis für diese Thematik aufbauen konnten. Da ja besonders die vielen Ausnahmen in der deutschen Sprache die LRS –Kinder verwirren, ist es jedoch mit der Übersicht der Ausnahmen  sehr verständlich. 

Auch die theoretischen Hintergründe zur „Reihenfolge der Einführung der Rechtschreibstrategien“ mit meinen Kolleginnen und Maria zu besprechen, war für die Erstellung von Schulberichten mit der Ableitung von gezielten Fördermöglichkeiten eine Bereicherung. Dabei war der Fakt, Zeit zu haben und das Wissen immer wieder zu wiederholen, eine gute Erfahrung, da es so besser in den Unterrichtsalltag finden konnte.  

 

 

 

A. H:

Seit zweieinhalb Jahren unterrichte ich in Deutsch Schüler/innen der Klassenstufen 4- 8. Viele der Kinder und Jugendlichen bringen eine LRS mit, dabei tritt eine isolierte Rechtschreibstörung meiner Beobachtung nach häufiger auf. In den Klassen 4 und 5 sind aber auch oft Kinder dabei, deren Graphomotorik immer noch wenig gefördert scheint und denen es schwer fällt die Schreibrichtung einzuhalten, zeilentreu zu schreiben und Schreibschrift nie erlernt wurde bzw. aufgegeben wurde.

Meist haben die Schüler/innen dieser Jahrgangsstufen trotz ihrer LRS die Regeln der Ableitungen und zur Schärfung und Dopplung verinnerlicht. Ebenso können sie größtenteils die Aufträge zu Vor- und Nachsilben, Wortstamm und Personalformen bearbeiten. Die häufigsten Probleme treten bei der Groß- und Kleinschreibung auf.

Daher geht es in meinem Unterricht vielfach um Wiederholungen zur Groß- und Kleinschreibung. Immer wieder biete ich Trainings und verschiedenste Übungsformen zum Unterscheiden der Wortarten an und hoffe, dass die Schüler/innen sich darüber einprägen, welche Wörter sie groß bzw. klein am Wortanfang schreiben. Da dieser Weg nur selten zum Erfolg führt, hat mich die letzte Einheit unserer FB besonders inspiriert und die satzinterne Großschreibung wird definitiv ein wesentlicher Pfeiler meines Unterrichts werden.

Weiterhin führe ich gern mdl. Übungen aus Hollbachs Hörtraining durch. Dabei kommen die Übungen zum Speichern von Inhalten, zur Aufmerksamkeit und zum Sprechrhythmus oft als Stundeneinstieg zum Einsatz.

 

 

K.R.

cid:e8b89b42-373a-4a92-9e29-604fd7ae9618@vivantes.deIn den vergangenen Jahren hatte ich überwiegend Schüler:innen der 2.-4. Klasse im Unterricht. Viele Kinder kamen mit bereits diagnostizierter LRS bzw.  isolierten Rechtschreibschwierigkeiten zu uns. In den Unterricht etabliert habe ich u.a. das Differenzieren lang und kurz gesprochener Vokale.

Die das Sprechen untermalenden Bewegungen bzw. das rhythmische Sprechen der Kontrast-Wortpaare (z.B. beten –Betten, Wal- Wall) schulte die Aufmerksamkeit.  Den älteren Schüler:innen  konnte ich meist die Regeln zur Dopplung anbieten und vereinzelt auch die Schreibung des Dehnungs-h anhand des Plakats bewusst machen . Überwiegend war die Mitarbeit der Kinder positiv. Die  von Frau Nassir bereitgestellten Plakate werden einen festen Platz in meinem Klassenraum erhalten und die Rechtschreibgespräche zum kleinen Wörterpass einbezogen. In den letzten Sitzungen wurde auf die Satzglieder + deren Umstellen eingegangen. Das vorgestellte Material zu deren Bewusstmachung hat mich begeistert. Ich werde es nachbauen und bei jüngeren Kindern einsetzen. Das bessere Verstehen der Großschreibung im satzinternen Kontext werde ich ebenfalls in den Unterricht integrieren.

 

 

A. Sch.:

Beim Überdenken meiner bis jetzt aus der Fortbildung übernommenen Elemente der Rechtschreibförderung fiel mir auf, dass ich sehr wild in der Reihenfolge der Rechtschreibstrategien springe. Das liegt gewiss an der Heterogenität der Lerngruppe die zur Zeit Erstklässler, Schüler verschiedener Klassenstufen, die Deutsch als zweite oder dritte Sprache lernen, Dritt-, Fünft- und eine Siebtklässlerin umfasst.

Was sich gerade bei jüngeren Schülern im Leselernprozess bewährt hat, ist das Hinführen zur Erkenntnis, dass die Vokale unterschiedlich gesprochen werden. Das gemeinsame Suchen von Wörtern mit langen und kurzen Vokalen macht den Schülern Spaß und sie erinnern sich beim Silbenlesen daran.

Was immer wieder als nicht gesichert auffällt und häufig geübt werden muss, ist die phonologische Bewusstheit. Da nutze ich sowohl das Material, mit dem die Schüler kommen als auch z.B. die Anfang-Mitte-Ende-Übung aus der Fortbildung.

Die Endungen von Wörtern, die für manche Schüler eine große Hürde darstellen, sind ebenfalls ein Thema, dem ich mich erst durch die Fortbildung und die dabei erfahrenen Stolpersteine im Leselernprozess vermehrt widme. Schwa-Laut-Übungen haben wir immer wieder vorgestellt bekommen und auch in Übungssituationen selbst angewendet.

 

Ein Material an das ich mich gerade herantaste ist dieses:

„Die Kinder vom Zirkus Palope“

Dabei freuen mich die frei zugänglichen Angebote, die man sich

herunterladen kann.

 

Logo